Aufstehen in aller Frühe, noch schnell einen Kaffee, dann geht’s los. Am Münchener Hauptbahnhof erwerbe ich noch einen kleinen Venedig – Reiseführer, dann wird der Zug bereitgestellt.
Draußen strahlende Herbstsonne, während wir gemütlich durchs Voralpenland schaukeln, dann durch das Inntal und nach dem Halt in Innsbruck dann der Anstieg durch das Wipptal zum Brenner.
An der Grenzstation legt der Zug einen Viertelstündigen Halt ein. Die Raucher steigen aus und stecken sich am Bahnsteig eine Zigarette an. Ich steige ebenfalls aus, suche den engen Durchgang zur Eingangshalle, begebe mich in das kleine Café nebenan und ordere meinen ersten Espresso auf italienischem Boden. Der Himmel ist immer noch blau, die Bergluft frisch und kühl und ein paar Leute sitzen draußen und genießen die Sonne.
Ich trinke aus, gehe zum Zug zurück und verfolge die Fortsetzung des Landschaftskinos auf der Alpensüdseite, durch Südtirol und das Trentino, dann kommt der lange Tunnel hinter Rovereto und dahinter sind die Alpen zu Ende. Am frühen Abend steigen wir in Venezia-Mestre aus.
Die Bahnhofshalle ist ungemütlich, das Hotel nur ein paar Schritte entfernt und ganz akzeptabel und der Abend noch jung genug um etwas zu unternehmen. Ich war schon mehrmals in Venedig, aber den Stadtteil Mestre auf dem Festland kenne ich nicht.
Das lässt man doch normalerweise links liegen, ein lästiges Verkehrshindernis auf der Durchreise nach Venedig. Dabei hat Mestre mehr Einwohner als der in der Lagune gelegene Teil von Venedig, im Grunde ist es eine ganz eigene Stadt für sich. Lassen wir uns überraschen!
Der erste Eindruck ist nicht sehr überzeugend: da gibt es Schnellstraßen, Baustellen und Stadtbrachen, dann kommt ein Supermarkt-Komplex und dann immerhin eine Straße mit breitem Bürgersteig und Läden und Cafés mit Stühlen draußen, wo ältere Männer ihren Aperitivo trinken. Ein Stück weiter beginnt die Fußgängerzone, die Geschäfte sind noch geöffnet, die Straßen belebter und die Aperitivo-Bars sehen jetzt richtig einladend aus. Man kann entspannt durch die Innenstadt flanieren: Es gibt eine schöne Piazza mit Uhrturm und auch hier den einen oder anderen Kanal und natürlich auch gemütliche und vor allem unkomplizierte Lokale. Interessanterweise sind hier überwiegend Einheimische unterwegs, auch wenn man natürlich auf Touristen eingestellt ist.
Interessante Entdeckung: es gibt eine Straßenbahn. Auf dem Weg zum Bahnhof passiert sie eine Straße mit indischen Läden und Kebab-Buden. Fazit des Abends: Mestre ist eine richtig spannende Stadt, eine ganz eigene Stadt. Hier sieht’s aus wie in Italien – und hier und dort sogar ein bisschen, wie in Venedig.