Bahnhof Roma Termini, um neun Uhr abends: unser Nachtzug nach Sizilien wird bereitgestellt. Er besteht aus uralten Wagons und unser Schlafwagen ist eng und eher mäßig sauber. Der Schaffner kassiert die Personalausweise ein, es hat wohl etwas mit der Fährüberfahrt nach Messina zu tun.
Ich mache es mir auf der oberen Liege bequem und der Zug rattert los. Ich schlafe ein, tief und fest bis Napoli, dann plärren Ansagen, es ruckelt und rattert, Bremsen quietschen und im Halbschlaf lasse ich mich weiter nach Süden schaukeln.
Irgendwann dann plötzlich Stille. Der Zug steht. Gedämpfte Geräusche von draußen: Stimmen, Klopfen, Rumpeln. Der Zug setzt sich langsam in Bewegung, bremst ab. Bewegt sich wieder. Bremst. Irgendwas ruckelt, metallisches Klirren. Das Ganze wiederholt sich, dann Stille. Und jetzt sanftes Vibrieren und das gleichmäßige Tuckern eines Dieselmotors: wir sind wohl auf der Fähre und die bewegt sich offenbar. Ich schlafe ein, wache auf und schlafe wieder ein, dann geht das Ganze von Neuem los: Rangieren, Ruckeln, Klirren, Bremsen, Stille, gedämpfte Stimmen. Wir sind in Messina. Und dann wieder ganz normales Fahrgeräusch, beruhigt schlafe ich wieder ein bis ich beschließe, wach zu werden.
Blick über den Gang durch das Fenster auf der anderen Seite nach draußen: da kann man das Meer sehen, darüber ein grauer Himmel mit Wolken. Es geht ein Stück landeinwärts, dann kommt wieder die Küste und hin und wieder bricht die Sonne durch. Es hat wohl geregnet in der Nacht.
In Catania dann ein längerer Halt: hier steigen die meisten Leute aus, von nun an sind die meisten Abteile leer. Bislang habe ich es halbwegs erfolgreich geschafft, die dreckigen Klos zu vermeiden, trotzdem fühle ich mich schmierig und übernächtigt. Wir sitzen auf der unteren Liege und müssen die Köpfe einziehen. Der Schaffner lässt sich nicht blicken.
Fast pünktlich um kurz vor zehn kommen wir in Siracusa an. Endstation. Nebenan steht ein Intercity nach Rom bereit. Durch eine Unterführung geht’s zum Bahnhofsgebäude. Viele Züge fahren hier wohl nicht.
Unser Hotel ist gleich auf der anderen Seite des kleinen kopfsteingepflasterten Bahnhofsplatzes. Das Zimmer ist noch nicht fertig, aber man kann das Gepäck dort lassen und erstmal in die Stadt gehen, frühstücken.