Świnoujście – Swinemünde

Swinoujscie – Swinemünde: Ostseeband zwischen den Welten und mitten in Europa

Aus polnischer Sicht ist die Lage des Ortes extrem abgelegen: er befindet sich im äußersten Nordwesten des Landes, auf der Ostspitze der Insel Usedom (polnisch: Uznam), vom Rest des Landes durch den Meeresarm der Swine getrennt. Man muss entweder mit der Fähre fahren oder einen Tunnel benutzen, um dorthin zu gelangen. Es sei denn, man kommt von Deutschland.
Seit einigen Jahren kann man – nach mehreren Jahrzehnten Unterbrechung – wieder mit dem Zug direkt vom deutschen Teil der Insel Usedom nach Świnoujście fahren, zeitweise sogar im Stundentakt. Die Schienen enden an einem ziemlich provisorisch wirkenden Bahnsteig am Westrand der Stadt (obwohl die Station „ Świnoujście Centrum“ heißt), außer einer Wartebank und einer Fahrplantafel gibt es hier nichts, noch nicht einmal einen Fahrkartenautomaten.
Ich war schön öfters hier, aber jetzt will ich zum ersten Mal hier übernachten. Und ich habe Zlotys in der Tasche.
Der Ort besteht aus mehreren Teilen, dazwischen liegen ausgedehnte Parks und Kiefernwäldchen. Mein Hotel liegt im „Seebad“, nicht weit vom Strand, hier gibt es schattige Alleen und hier und dort sogar noch alte Villen in klassischer „Bäder-Bauweise“, zum Teil schön renoviert, zum Teil pittoresk-verfallen. Dazwischen stehen moderne Hochhäuser, Einige davon im architektonischen Stil des Brutalismus der sechziger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, manche davon waren früher Kliniken oder Sanatorien und sind jetzt Hotels mit mehr oder weniger ausgeprägtem Wellness-Angebot.
Eine lange Promenade zieht sich parallell zum Strand – vom Meer durch einen Dünengürtel getrennt – in Ost-West-Richtung und führt bis über die Grenze hinweg zu den deutschen „Kaiserbädern“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Die Promenade wurde in den vergangenen Jahren richtig schick ausgebaut. Im westlichen Abschnitt finden sich eher einfache Strandcafés, Imbissbuden und Souvenirläden, nach Osten hin dann auch teure Restaurants und große Hotelkästen, die man durchaus als „mondän“ bezeichnen kann.
In regelmäßigen Abständen führen Übergänge von der Promenade durch die Dünen an den Strand.
Der Strand endet im Osten an der Mole, an dessen Spitze sich die „Mühlenbake“ befindet, ein Seezeichen in Form einer Windmühle, das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt. Hinter der Mole, auf der Swine, tuckern die Schiffe in Richtung Hafen.
Geht man am Ufer entlang in südliche Richtung – an Anglern vorbei durch Dünenwäldchen, in denen sich die Ruinen von alten Festungsanlagen befinden, so gelangt man zunächst zum Yachthafen und dann in den alten Stadtkern: eine ganz normale gemütliche Kleinstadt, mit Rathaus, ein paar alten Gebäuden, einer kleinen Fußgängerzone und einem Platz mit einem Springbrunnen.
Mit der Fähre gelangt man in wenigen Minuten auf die andere Seite der Swine, die zwar hier aussieht wie ein Fluss, aber ein Meeresarm ist, der zwei Inseln voneinander trennt, nämlich Usedom von Wolin, der größten Insel Polens. Hier findet man Industrie, Hafenanlagen und den anderen Bahnhof, welcher die Stadt mit dem polnischen Eisenbahnnetz verbindet. Hier gibt’s ein richtiges Bahnhofsgebäude und sogar ein Café. Viel los ist da allerdings nicht. Es gibt nur eine handvoll Verbindungen am Tag, dafür aber nicht nur Regionalzüge, sondern auch Fernverkehr bis ans andere Ende des Landes, mehrmals nach Warschau und einmal sogar bis kurz vor die ukrainische Grenze.

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