Bahnhof Klaipeda, der Zug in Richtung Vilnius wird bereitgestellt: Diesmal kein Triebwagen, sondern ein richtiger Zug mit einer Diesel-Lokomotive vorweg und Wagons hintendran. Die Großraumabteile der zweiten Klasse entsprechen von der Bequemlichkeit her in etwa einem deutschen Regionalexpress.
Dafür kann man bei den Zugbegleitern auch Getränke bestellen.
Eine Erste Klasse gibt es nicht, stattdessen einen alten Schlafwagen aus sowjetischer Zeit mit 6er-Abteilen, der jetzt als Dritte Klasse gilt und somit die billigsten Plätze bietet.
Dummerweise habe ich mich beim Buchen vertan und Tickets für den morgigen Tag erworben. Wir müssen neu bezahlen, zum Glück lassen sich die falschen Tickets aber direkt an Ort und Stelle stornieren – im Zug gibt’s Wlan – und zurückerstatten.
Diesmal geht es deutlich langsamer voran als bei der Hinfahrt, jetzt hält der Zug an mehreren Zwischenstationen. In Kaišiadorys müssen wir raus, hier verzweigen sich die Strecken nach Vilnius und nach Kaunas. Das eindrucksvolle Bahnhofsgebäude mit Stuckdecken ist komplett leer – nur einen Fahrkarten- und einen Kaffeeautomaten gibt es in der großen Halle.
Weiter geht’s mit einem modernen elektrischen Doppelstocktriebwagen und nach einer halben Stunde Fahrt sind wir in Kaunas. Draußen auf dem Bahnsteig ein kleines Denkmal, welches an das Rail-Baltica-Projekt erinnert und ein Wegweiser, der die Entfernungen zu allen möglichen europäischen Städten angibt. Und eine riesengroße, altmodische und doch blitzsaubere aber ziemlich leere Bahnhofshalle.
Mit dem Bus fahren wir in die Innenstadt, finden unser Hotel und machen uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden.
Eine breite Fußgängerzone – die Freiheitsstraße – führt schnurgerade von der auf eine Anhöhe gelegenen Kirche des Erzengels Michael nach Westen. Links und rechts einige eindrucksvolle Gebäude aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, als Kaunas die „provisorische“ Hauptstadt des Landes war. Die Verlängerung der Fußgängerzone führt schließlich in die Altstadt mit der Backstein-Kathedrale St. Peter und Paul und dem Rathausplatz. Das Rathaus, genannt der „Weiße Schwan“ könnte man auf den ersten Blick gut für eine Kirche halten.
In der Nähe finden sich die Ruinen der alten Burg, und noch weiter westlich führt ein Park bis zu der Mündung des Flusses Neris in die Memel (hier Nemunas genannt).
An der Memel entlang gehen wir in der Abenddämmerung wieder zurück.