Ja, ich gebe zu, inzwischen bin ich ein bisschen skeptisch geworden, was die Verfügbarkeit von günstigen Tickets bei internationalen Bahnreisen angeht, aber lassen wir es auf einen weiteren Versuch ankommen. Angenommen, wir wollen nach Paris, und zwar ziemlich kurzfristig für einen Theaterbesuch (oder auch einen Geschäftstermin) am kommenden Wochenende: Hinfahrt am Freitag, Rückfahrt am Sonntag. Es ist Hochsaison, Ferien- und Urlaubszeit. Der besseren Vergleichbarkeit halber geben wir als Startpunkt Frankfurt am Main an. Die Fahrtzeit im direkten ICE bzw. TGV über Saarbrücken oder Strasbourg beträgt knapp vier Stunden, wenn man umsteigen muss, dauert’s etwas länger.
Flüge werden auf den gängigen Portalen ab 130 EUR pro Strecke angeboten, darunter geht aktuell nichts mehr – die meisten Angebote liegen bei ca. 135 – 150 EUR.
Und die Bahn?
Das günstigste Angebot liegt bei 79 EUR (mit BahnCard sogar 73 EUR), dann kommt man allerdings erst um 22:53 Uhr am Gare de l’ Est an. Wer noch etwas vom Tag haben will, fährt morgens um 05:56 Uhr oder um 08:56 Uhr für 99,90 EUR. Und das Beste ist: teurer als 138 EUR wird’s nicht, das ist nämlich der Flex-Preis, wer zu diesem Tarif bucht, hat die volle Flexibilität und kann in jeden beliebigen Zug steigen. Zumindest in der Theorie. In den franzöischen TGV-Zügen gilt nämlich eine Reservierungspflicht, und viele Züge sind inzwischen schon ausgebucht – dies trifft insbesondere für die geplante Rückfahrt am Sonntag zu.
Bei der deutschen Bahn gab es bislang keine Reservierungspflicht, theoretisch war es also möglich, mit einem Flexpreis-Ticket ohne Reservierung in Paris in einen deutschen ICE zu steigen und die Fahrt notfalls auf dem Gang stehend zubringen. Inzwischen hat man allerdings auch in vielen ICE’s auf der Strecke nach Paris eine Reservierungspflicht eingeführt, und wenn abzusehen ist, dass es ziemlich voll wird, verkauft auch die deutsche Bahn keine Flex-Preis-Tickets mehr.
Wichtig zu wissen: in reservierungspflichtigen Zügen ist die Reservierung schon im Fahrpreis enthalten, ist man hingegen mit einem nicht-reservierungspflichtigen Zug unterwegs, kommen – sofern man das möchte – noch einmal 4,90 EUR für die Reservierung hinzu.
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Angebote auf der Seite der französischen Bahn SNCF durchweg teurer sind, auch auf den privaten Portalen werden keine Extra-Rabatte angeboten.
Was macht man, wenn man kurzfristig reisen will und wirklich alles ausgebucht ist – was durchaus passieren kann?
Es gibt tatsächlich immer noch die Möglichkeit, die Strecke mit nicht reservierungspflichtigen Regionalzügen zu bewältigen, dann ist man zwischen Frankfurt und Paris mindestens 9 – 10 Stunden unterwegs (eher länger) und die Fahrkarten muss man sich dann für die deutsche und die französische Seite irgendwie zusamenstückeln. Das ist dann wirklich nur etwas für echte Enthusiasten…