Vor ein paar Tagen machte eine Greenpeace-Studie Schlagzeilen: auf grenzüberschreitenden innereuropäischen Reisen ist das Flugzeug oft die billigere Alternative, selbst wenn sich die Strecke gut auch per Bahn zurücklegen ließe. Eigentlich eine Binsenweisheit: Für den Weg in den Sommerurlaub wird die Bahn im allgemeinen Empfinden eigentlich kaum noch ernstgenommen. Wer mit Familie an die Ostsee oder in die Alpen fährt, nimmt das Auto und für weiter entfernte Ziele fliegt man halt. Kaum jemand weiß, dass sich Mallorca auch mit Zug und Fähre erreichen lässt – möglich ist das, aber es dauert von Deutschland aus ungefähr 24 Stunden und günstig ist es auch nicht gerade.
Dabei gibt es Strecken, auf denen die Bahn dem Flieger eigentlich sogar überlegen wäre: von Köln nach London ist man mit dem Zug – wenn man eine gute Verbindung erwischt – kaum mehr als fünf Stunden unterwegs, und zwar von Innenstadt zu Innenstadt. Wenn man die Wege zum Flughafen und zurück sowie die Check-In-Zeiten berücksichtigt, ist man mit dem Flieger kaum schneller. Und wie sieht das ganze preislich aus?
Lassen wir es auf einen Test ankommen!
Beispiel: Freitag, der 15. September.
Die Flug-Portale Skyscanner und Opodo bieten für diesen Tag Tickets ab 20 Euro an (one way). Mit drei oder vier Klicks hat man die gebucht.
Und wie sieht es mit Zugreisen aus?
Schauen wir also auf die Webseite der Bahn.
Die gute Nachricht ist: man kann hier inzwischen tatsächlich wieder in einem einzigen Buchungsschritt durchgehende Tickets für die ganze Strecke buchen. Selbstverständlich ist das nicht. Vor dem Brexit bot die Deutsche Bahn für das Ziel London Sparpreis-Tickets an, aber die gibt es aber schon lange nicht mehr. Eine zeitlang waren durchgehende Buchungen gar nicht mehr möglich, jetzt geht es wieder, über das internationale Portal der Bahn.
Hier werden für den 15. September 8 verschiedene Verbindungen angeboten (Die Anzahl der Flugverbindungen habe ich nicht gezählt. Es sind aber mindestens 60). Der günstigste Tarif in der zweiten Klasse liegt bei 130 Euro, zwei dieser Verbindungen sind schon jetzt – 6 Wochen vorher – in der zweiten Klasse nicht mehr verfügbar, die günstigsten Tickets in der ersten Klasse gibt’s für 164 Euro. Allerdings ist es gar nicht so einfach, einen Überblick zu bekommen, denn um den Preis zu erfahren, muss man von der Auskunftsseite zunächst auf das Angebot klicken und unter Anderem sein Geburtsdatum (!) eingeben.
Einfacher funktioniert es auf der Webseite von Eurostar.com.
Hier kann man inzwischen durchgehende Verbindungen zwischen Köln und London anfragen und bekommt für den 15.9. vier verschiedene Verbindungen angegeben, das günstigste Ticket gibt’s hier für EUR 165 in der 2. Klasse und EUR 208 in der ersten Klasse. Allerdings bietet Eurostar wirklich ausschließlich Köln und Aachen als einzige deutsche Abfahrtsorte an.
Eine weitere Alternative ist die Webseite der französischen Bahn SNCF (auch in englischer Sprache), hier werden 7 Verbindungen angeboten, von EUR 183 in der zweiten und EUR 190 in der ersten Klasse.
Es gibt einige private Anbieter (thetrainline.com, Omnio, RailEurope), die Angebote hier beginnen ebenfalls bei etwa 140 EUR.
Kurz und gut: mit der Bahn von Deutschland nach London – kann man machen, aber günstig geht wirklich anders.
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