Seit Anfang 2020 sind alle öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg kostenlos – zumindest in der zweiten Klasse. Aber bevor man Gelegenheit hatte, das auszuprobieren, kam Corona und dann war das Reisen eine ganze Weile lang gar nicht mehr möglich. Jetzt ist die Pandemie weitgehend vorbei – Zeit also, das kleine Land und seine kostenlosen Eisenbahnen endlich kennen zu lernen.
Ich komme mit dem Zug aus Brüssel, sozusagen von der Rückseite her und im wallonischen Arlon ist Schluss: wegen Bauarbeiten müssen die letzten paar Kilometer im Schienenersatzverkehr per Bus zurückgelegt werden. Wenn das schonmal ein Vorgeschmack auf den Luxemburger Nahverkehr sein soll, muss man also skeptisch sein?
Die Busfahrt endet am Hauptbahnhof und dort verkehrt eine blitzsaubere, topmoderne Straßenbahn. Die gibt es erst seit wenigen Jahren und die einzige Linie führt vom Bahnhof quer durch die Innenstadt auf das Kirchberg-Plateau. Von dort führt ein moderner Schrägaufzug hinunter ins Pfaffental zu einem Vorortbahnhof.
Dort wartet eine gemütlich-plüschige, in die Jahre gekommene Regionalbahn, die sich dann in gemächlichem Tempo nach Norden bewegt, durch das Tal der Alzette, dem Flusslauf folgend. Ein Schaffner fährt mit – auch wenn der gar keine Tickets zu kontrollieren hat. Die Zugfahrt endet in Ettelbruck, wer weiter nach Norden will, muss auch hier in den Ersatzbus umsteigen.
Zurück geht’s in einem Doppelstock-IC – der von innen ähnlich aussieht wie ein moderner deutscher Regionalexpress – und bis Luxembourg-Hauptbahnhof nur zweimal hält.
In der Stadt gibt es ein dichtes Netz an Stadtbussen, und neben dem schon erwähnten Schrägaufzug noch zwei weitere Aufzüge, welche das Zentrum der Oberstadt mit den unteren, am Fluss gelegenen Stadtteilen verbinden. Regionalbahnen führen aus der Hauptstadt in die anderen Orte des kleinen Landes. Das Angebot wird gut genutzt, aber Busse und Bahnen sind nicht überfüllt.
Der Fahrkartenautomat am Hauptbahnhof verkauft nur noch Tickets ins nahe Ausland und inländische Erster-Klasse-Tickets. Hier gilt ein einfacher Zeittarif: Entweder für eine einfache Fahrt bis zu zwei Stunden, oder als Tagesticket oder als länger gültige Zeitkarten.
Ansonsten kann man einfach einsteigen.
Und zugegebenermaßen – das hat schon was!