Ein Tag in Luxembourg

Auf der Landkarte ist dieses Land klein. So klein, dass man es gerne einmal übersieht. Zu Unrecht: denn es gibt wirklich eine Menge zu entdecken.
Die Hauptstadt fasziniert mit ihrer Mischung aus Weltläufigkeit und fast dörflicher Idylle, mit einem faszinierenden Wirrwarr aus uralten Festungsmauern, modernen Hochhäusern, Banken, Kirchen und Palästen, oben und unten, durch Brücken, Treppen, Aufzüge und steile Gassen untereinander verbunden.

Nirgendwo lässt sich dieses wunderbare Durcheinander am besten erleben als dort, wo die tief eingeschnittene Alzette eine 180-Grad-Schleife und genau auf dem Scheitelpunkt dieser Schleife führt die alte Handelsstraße über den Fluss hinweg in einer steilen Rampe aus dem Tal hinauf in die Oberstadt. Ein Eisenbahnviadukt überquert den Fluss, dann die Straße und noch einmal den Fluss und wer nach links oder rechts schaut, entdeckt weitere Brücken, alles überkreuzt sich hier auf die wildeste Art und Weise.

Oberstadt, Bahnhofsviertel und das Kirchberg-Plateau erheben sich hoch über das Tal, jeweils durch tiefe Schluchten voneinander getrennt. Unten liegen die Stadtteile Grund, Pfaffenthal und Clausen und irgendwo dazwischen der „Bock-Felsen“ mit der Ruine, die nicht nur als Keimzelle der Stadt gilt, sondern ihr auch den Namen gegeben hat: der Name Luxemburg leitet sich ab von einem altdeutschen Wort, welches so viel bedeutet wie: „kleine Burg“.

Bahnreisende kommen natürlich auf dem Bahnhof an. Die moderne, silbrig glänzende Straßenbahn führt von hier aus über das enge Tal der Petruss hinweg stadteinwärts. Von der zentralen Station Hamilius geht es zu der von Restaurants und Cafés gesäumten Place d’ Armes, drumherum sind Einkaufsstraßen, ganz in der Nähe die Kathedrale und der – verhältnismäßig bescheidene – Palast des Großherzogs.
Zwischen Innenstadt und Abgrund verläuft die Corniche, eine Promenade mit Ausblicken nach oben und unten, die einem helfen, die komplizierte Geographie dieser Stadt so nach und nach zu begreifen.
Am Fischmarkt – dem historischen Zentrum der Altstadt – gönne ich mir einen Kaffee in einem plüschigen Café mit Polstergarnituren, altmodischen Tapeten und Ölbildern an den Wänden, fast wie ein Antiquariat oder ein Trödelladen anmutend.

Von hier aus führt eine steile Straße am Hang entlang zwischen dicken Festungsmauern hindurch bergab. Sieben Tore mussten früher überwunden werden, um aus der schwer befestigten Oberstadt nach Pfaffenthal zu gelangen, dem Viertel der Tagelöhner und Handwerker. Manch Einer verdiente sich seinen Lebensunterhalt damit, Eimer mit Trinkwasser vom Fluss hinauf nach oben zu schleppen, denn die reiche Oberstadt saß jahrhundertelang buchstäblich auf dem Trockenen.
Pfaffenthal ist eine ganz andere Welt. In den engen Gassen fühlt man sich fast wie in einem Dorf auf dem Lande. Wenn man an der Alzette entlang schlendert gelangt man weiter nach Clausen – einem ebenfalls fast dörflich anmutenden Stadtteil, der jedoch nachts zur hippen Party-Location mutiert. Noch weiter flussaufwärts liegt Grund mit dem Kloster Neumünster. Von hieraus gelangt man mit einem Aufzug wieder hinauf in die Oberstadt.

Mit der Straßenbahn fahre ich bis zur Endstation auf dem Kirchberg-Plateau, wo in den letzten Jahrzehnten ein Bankenviertel entstanden ist, entlang eines breiten Boulevards finden sich aber auch Einkaufszentren, Museen, europäische Institutionen und jede Menge Gastronomie.
Ein Schrägaufzug führt hinunter ins Tal zum Bahnhof Pfaffenthal-Kirchberg. Die Zugfahrt von hieraus zurück zum Hauptbahnhof ist nochmal ein kleines Highlight für sich: über das historische Viadukt geht es mitten durch das Tal, wo man alle Stadtteile noch einmal Revue passieren sieht.

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