Es funktioniert also tatsächlich! Man kann die größte Wanderdüne Europas mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, und das ist sogar ziemlich unkompliziert. Dass man dabei mal auf verspätete Busse warten muss – okay, geschenkt. So ist das halt. Mit dem Auto steht man ja auch hin und wieder im Stau.
Also gut: Aufbruch von Bordeaux gegen 9 Uhr morgens. Am Bahnhof mit dem Fahrkartenautomaten gekämpft: es gibt nämlich für Nah- und Fernverkehr jeweils verschiedene Automaten und von den Nahverkehrsautomaten existieren nur zwei Stück und die sind natürlich entsprechend belagert – und ziemlich kompliziert zu bedienen, mit altertümlichem Handrad und komplizierter Menüführung. Letztendlich gibt’s dann eine Hin- und Rückfahrkarte für zwei Personen für 30 EUR.
Der Regionalzug steht auch schon bereit und ist auch schon vollbesetzt mit jungen Leuten in Strand- und Freizeitkleidung. Ganz gemächlich geht es dann los, zunächst an der Hauptstrecke entlang, schnurgeradeaus, durch Vororte und dann Kiefernwälder, bevor wir hinter Biganos-Facture auf die Stichstrecke nach Arachon abbiegen, und dann kommen auch schon die Urlaubsorte mit Campingplätzen und Ferienhaussiedlungen, dazwischen sieht man das Wasser des Arcachon-Bassins hindurchblitzen.
Arcachon ist Endstation, alles Aussteigen und dann durch die Stadt: ein gemütliches Bahnhofsgebäude, vom Vorplatz ausgehend eine Allee mit schattigen Kiefern, Häuser mit weißen Fassaden und leuchtend roten Dächern, dazwischen blühender Oleander und es gibt sogar Palmen.
Die Allee führt auf die Uferpromenade, mit Blick über das flache Bassin von Arcachon und die Cap-Ferret-Halbinsel dahinter. Es ist gerade Ebbe, der goldgelbe Sandstrand ist jetzt ziemlich breit. An der weiß gestrichenen Promenade wehen schwarz-weiß-gelbe Fahnen, die Cafés und Restaurants an der Uferpromenade sind gut besucht.
Wir gehen bis zum westlichen Ende der Promenade, dahinter liegen die Villen mit ihren Gärten direkt am Strand, man muss ein Stück landeinwärts gehen – über schattige Alleen durch ein Villenviertel – bevor man wieder zum Strand gelangt und weiter nach Westen gehen kann, nach einer Weile kann man auch an der Südspitze der Cap-Ferret-Halbinsel vorbei den offenen Atlantik sehen. Irgendwo im Süden muss auch die berühmte Düne liegen.
Zu Fuß sind es noch mehr als zehn Kilometer. Ob man da wohl irgendwie mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommt?
Am Ufer, zwischen den noch geschlossenen Strandlokalen am Rande des Villenviertels gibt’s tatsächlich eine Haltestelle. Und rein theoretisch müsste genau jetzt – in drei Minuten ein Bus kommen. Zehn Minuten später ist immer noch keiner da. Ob der Fahrplan wohl doch nicht stimmt? Haben wir irgendwas übersehen? Nach einer Viertelstunde tauchen dann zwei vollbesetzte Schulbusse auf und dahinter ein ebenso voll besetzter Linienbus.
Das Ticket für die einfache Fahrt kostet einen Euro, für zwei Euro gibt’s Tageskarten.
Die schaukelige Fahrt im vollbesetzten Bus ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, und wir sind froh, nach einer halben Stunde an der Endstation Düne aussteigen zu können.
Da ist ein riesengroßer Parkplatz im lichten Kiefernwald, dahinter ein Besucherzentrum aus rustikalen Holzhütten mit Café, Restaurant, Souvenirladen und Informationszentrum. Lange Schlangen vor den Parkplatz-Kassenautomaten und noch längere Schlangen vor den wenigen Toiletten.
Ein breiter Fußweg führt durch den lichten Kiefernwald zur Düne, der Boden wird immer sandiger und viele Besucher legen hier ihre Schuhe ab.
Dann hört der Wald auf und dahinter ist Sand. Nichts als Sand, der sich hier über hundert Meter hoch aufgetürmt hat – zweieinhalb Kilometer lang, fünfhundert Meter breit.
Eine Treppe führt auf den Gipfel – wenn man das so sagen darf – jedenfalls auf den höchsten Punkt der Düne hinauf.
Allein ist man da natürlich nicht. Aber der Blick über zweieinhalb Kilometer Mini-Sahara, das Meer zur Einen und die Kiefernwälder zur anderen Seite ist schon beeindruckend. Wenn man genau hinschaut, sieht man allerdings die Spuren, welche die verheerenden Waldbrände in den letzten Jahren hier hinterlassen haben.
Man kann durch den warmen Sand stapfen, sich in den Sand fallen lassen, oder sein Picknick auspacken… oder auch einfach gar nichts tun und diesen einzigartigen Ort genießen.
Dann wieder zurück zum Besucherzentrum, dort noch einen Kaffee und ein Käsebrötchen, dann geht’s wieder mit Bus und Bahn zurück nach Bordeaux.