Donostia-San Sebastián

Am Morgen regnet es in Zumaia. Zwar nur ein leichter Nieselregen, aber dennoch Regen, und zwar ständig und stetig. Die Bahnstrecke ist gesperrt, es gibt Schienenersatzverkehr. Der Bus fährt mit einem einzigen Zwischenhalt direkt zum Euskotren-Bahnhof Amara direkt im Zentrum von San Sebastian und ist damit wahrscheinlich fast noch schneller als der Zug.
Auch in San Sebastian regnet es, vielleicht sogar noch stärker als vorhin. Mutig stapfen wir die verkehrsreiche Easo-Straße entlang, Autos brettern vorbei, Lieferwagen, Lastwagen, Busse, Passanten auf dem Bürgersteig, wie das so ist in einer Großstadt im Regen. Und dann plötzlich zwei junge Frauen im Badeanzug, mitten auf einem Zebrastreifen im Nieselregen im Großstadtmief.
Das hat schon etwas Absurdes.
Kurz darauf stehen wir am Strand: La Concha, die muschelförmige, von grünbewaldeten Hügeln umgebene Bucht mit einem perfekt platzierten Inselchen in der Mitte.
Ein goldgelber Strand, blassgrünes Wasser, sanfte Wellen im nebligen Nieselregendunst, davor eine breite Promenade mit einem weißgestrichenen schmiedeeisernen Geländer und altertümlichen Straßenlaternen daran. Weiter hinten dümpeln Boote. Darüber dunkelgraue Wolken.
Am Strand tobt das Strandleben. Kinder planschen, Jugendliche beim Beachvolleyball, es wird gebadet, geschwommen, oder einfach nur im Sand herumgelegen. Trotz Nieselregen und Nebel. Sowas gibt’s doch eigentlich nur in England, denke ich mir. Wobei man fairerweise sagen muss, kalt ist es wirklich nicht, aber auch nicht wirklich warm, man weiß nicht, ob es warm oder kalt sein soll, eher schwül, die Luftfeuchtigkeit jedenfalls dürfte ziemlich hoch sein.
Es hat in der Tat ein bisschen etwas von einem englischen Seebad: an der Promenade stehen repräsentative Gebäude und elegante Hotels und das Eleganteste ist das Rathaus, das ehemalige Casino.
Hier beginnt der Boulevard, der auch ganz offiziell einfach nur „El Boulevard“ heißt, zwei Straßen mit einem breiten Parkstreifen dazwischen, am nördlichen Rand Cafés mit ausladenden Markisen und Schirmen, unter denen man trocken sitzt.
Am Nebentisch eine Gruppe Engländer, sie trinken Bier.
„Na, wie gefällt’s Euch hier in Brighton?“, will ich fragen, tu ich natürlich nicht.
Nördlich des Boulevards liegt die Altstadt: breite autofreie Gassen, rechtwinkliges Straßenmuster, hohe Gebäude, Kirchen, die belebte Plaza de la Constitucion, alles schön bunt mit Cafés, Restaurants, und Touristenläden.

Altstadt von San Sebastian, im Hintergrund die Bucht La Concha


Eine Promenade führt am Hang des Monte Urgull entlang oberhalb von Altstadt und Hafen bis zum Ausgang der Bucht. Der vom offenen Atlantik her wehende Wind bringt Gischt und noch mehr Regen mit sich.
Also schnell wieder zurück, am kleinen Fischer- beziehungsweise Freizeithafen entlang in die Altstadt zurück und vor dem jetzt richtig heftigen Regen ins San-Telmo-Museum geflüchtet. Weil heute Dienstag ist, ist der Besuch sogar kostenlos.
Das Museum besteht aus einem ehemaligen Kloster mit Kreuzgang und Kirche, dazu sind neue Räume in den Felsen hineingebaut. Die Ausstellungen behandeln die Kultur und Geschichte des Baskenlandes, dazu gibt es noch mehrere Sonderausstellungen. Vor allem die Exponate zur jüngeren Geschichte, zu Franco-Diktatur, Eta-Terror und Unabhängigkeitsbestrebungen sind spannend.
Anschließend ausruhen bei Kaffee und Kuchen in einem gemütlichen Café in der Nähe während draußen der Regen weiter pladdert.
Zurück zum Bahnhof, breite Straßen, an der Kathedrale vorbei und dann mit Zug und Bus zurück nach Zumaia.

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