Ich bin in Schweden. Das Wetter draußen: heiter bis wolkig. Manchmal blendet die Sonne, mal lugt sie hinter dicken, schwarzen Wolken durch.
Der Zug ist bequem, in der ersten Klasse gibt es Kaffee und Tee kostenlos, außerdem Kekse und Äpfel, aber das sagt einem keiner, man muss schon selbst darauf kommen.
Mir gegenüber sitzt ein junger Schwede, möglicherweise Student, der mit drei Freunden zwei Wochen lang durch Italien und die Schweiz per Interrail unterwegs war und auch schon – wie ich – seit vierundzwanzig Stunden im Zug ist.
Draußen Landschaft: Viel Landschaft, Landschaftskino vom Feinsten. Über den Kopenhagener Vororten noch dunkle Wolken, dann kurzer Halt am Flughafen, anschließend geht es zunächst durch einen Tunnel und dann über die Öresund-Brücke. Blick über das Meer mit Schiffen drauf, links und rechts. Eine Etage über uns fahren offenbar die Autos. Kurz hinter der schwedischen Küste taucht der Zug wieder in einen Tunnel ab und hält ziemlich lange unterirdisch in Malmö. An die Tunnelwände links und rechts werden Filme projiziert, so dass es aussieht, als zögen Landschaften an Zugfenstern vorbei.
Weiter geht’s – zunächst duch eine unspektakuläre Landschaft, fast wie Norddeutschland, wenn auch nicht ganz so flach. Dann kommt Wald und der eine oder andere See und bald tauchen die ersten falunroten Hozhäuschen auf. Zwischendurch Seen mit felsigen Inseln, darauf ein paar Bäume, die Sonne bricht durch die Wolken und dann ist der Himmel blau. Nicht Postkartenblau, die Wolken sind immer noch da, kleine Wölkchen und dann eine lange, lange Dämmerung mit intensiv-goldenem Abendlicht.
Als ich kurz vor zehn Uhr abends in Stockholm ankomme, ist es immer noch nicht richtig dunkel.
Ich trete in die Bahnhofshalle, viele Leute sind unterwegs, aber alle Schalter sind geschlossen. Ich finde einen Geldautomaten, versorge mich mit schwedischem Bargeld und vertrete mir ein wenig die Füße.
Der Bahnhofsplatz ist erstaunlich klein, drumherum Hochhäuser.
Um halb elf halb elf kommt mein Nachtzug: schwarze Lokomotive, silbergraue Wagons, die meisten Reisenden im Outdoor-Outfit. Ich finde mein Schlafwagenabteil. Alles gut. Es gibt sogar Duschen. Ich trinke ein aus Deutschland mitgebrachtes Bier und mache mich bettfertig