Von Hamburg nach Kopenhagen

Mit dem Zug auf die Fähre

Der winzigkurze Spielzeugzug dieselt los, von Hamburg über Lübeck und dann an der Ostseeküste entlang. Die Gegend ist aufgeräumt und unaufgeregt. Grau der Himmel, grün das Land. Dann der Fehmarnsund: Wasser links, Wasser rechts, Damm, Brücke, Straße nebenan, eine Küste nicht ganz so langweilig wie die Wattenmeer-Nordseeküste. Fehmarn wieder ist vor allem flach. Der Bahnhof Puttgarden eine große verlassene Gleisfläche mit Schienen, zwischen denen Gras und Sträucher wachsen. Nur zwei Bahnsteige sind noch in Betrieb, nach kurzem Halt geht es dann ganz langsam auf die Fähre.
An Bord steht der Zug zwischen Lastwagen und Bussen. Man steigt aus und geht nach oben. Die Fähre ist kleiner und gemütlicher als die England-Fähren, es gibt nur ein geschlossenes Deck mit Restaurants und dem obligatorischen Schnapsladen – fast normale deutsche Preise – und auf der Etage darüber einige offene Decks.
Es ist ungewöhnlich, Deutschland auf dem Seeweg zu verlassen.

dänischer ICE auf der Fähre


Die Überfahrt dauert eine knappe Stunde.
Windrad-Parks im Meer. Reger Fährverkehr. Ankunft in Rodby, wieder in den Zug, der rollt ganz langsam an Land und aus dem Fährgelände in einen richtigen Bahnhof der auch einmal viel größer war, dann geht es weiter über flaches, grünes Land. Die Küstenlinie sieht anders aus als in Holland oder Belgien, vielleicht etwas, abwechslunsreicher, es gibt Wald und kein Wattenmeer.
Nyköping, der erste größere Ort könnte auch in Belgien sein.
Es geht auf die Hauptstrecke – die ist elektrifiziert – und um viertel nach zwölf bin ich in Kopenhagen.

Vier Stunden in Kopenhagen

Kopenhagen Hauptbahof. Wetter wolkig, aber mild, die Einheimischen laufen kurzärmelig herum.
Ich steige also aus und schleppe mein Gepäck die Treppe hoch in eine großzügige Bahnhofshalle, in der es alles gibt, was man so braucht. In meinem Fall zunächst mal einen Geldautomaten. Der spuckt ein Bündel Kronen-Scheine aus. Einen davon wechsele ich in Münzen und packe das Gepäck in ein Schließfach. Los geht’s!
Gleich gegenüber vom Bahnhof ist der Eingang zum Tivoli. Lohnt sich das? Vielleicht beim nächsten Mal. Jetzt erstmal in die Stadt! Vor dem Rathaus gibt’s Würstchenbuden und Kaffeestände. Die Fußgängerzone sieht zunächst einmal aus wie jede andere kontientaleuropäische Fußgängerzone auch, mit viel Backstein. Die Nebenstraßen mit Kopfsteinpflaster erinnern mich ein wenig an Lübeck, da gibt’s auch jede Menge Backsteingotik. Ich gehe immer geradeaus und lande am Nyhavn – das alte Hafenbecken mit den Museumsschiffen und der der bunten Häuserzeile ist nach der kleinen Meerjungfrau eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Ganz nett anzuschauen, aber in ein paar Minuten gelangt man an dem Stichkanal vorbei zu einem breiteren Wasserlauf. Ich biege nach links ab, am modernen, schicken Theater vorbei auf eine Uferpromenade. Da liegen mehrere Schiffe, offenbar Forschungsschiffe – die man besuchen kann: es ist wohl eine Art „Tag der offenen Tür‟. An Bord gibt es sogar ein Programm mit Filmen und Vorträgen.
Ich gehe weiter, an einer alten Festungsanlage vorbei – und finde die wirklich winzig kleine Meerjungfrau dann fast zufällig: Wären da all die Leute, dann, hätte man sie glatt übersehen können.

die kleine Meerjungfrau ist wirklich klein – und selten allein


Gut. Damit hätte ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgehakt. Wie viel Zeit bleibt mir noch?
Reicht es für eine Besichtigung Freistadt Christiania?
Noch gut eineinhalb Stunden. Passt!
Rasch gehe ich durch den Park an den Wallanlagen zurück, über Brücken ins Stadtviertel Christianshavn. Die Gegend gefällt mir: Seitenstraßen mit Kopfsteinpflaster, gemütlichere, nicht ganz so schicke Cafés und die Vor Frelsers Kirke mit dem charakteristischen korkenzieherförmigem Turm. Ein Weg führt in eine Art Park zwischen alten Industriebauten hindurch und das ist sie also: die berühmte Anarcho-Komune auf einem ehemaligen Kasernengelände. Der bunte Charme von instantbesetzter Industrie-Architektur, dazwischen parkartiges Gelände und Trödelmarktatmosphäre. An den Ständen gibt es alternativen Modeschmuck und biologisch-organisches Essen und Getränke. Im „Green Light District‟ wird auch Canabis verkauft. Hier besteht strenges Fotografierverbot, welches von einem internen Sicherheitsdienst überwacht wird. Die stabil gebauten jungen Männer stehen neben brennenden Öl-Tonnen.
Ich esse eine leckere Falafel, trinke einen Kaffee aus einem Bierglas und setze mich für ein paar Minuten in die Sonne, die gerade herausgekommen ist.
So, jetzt aber hurtig zurück, in einer Dreiviertelstunde geht mein Zug!
Rasch über die Brücke in die Innenstadt, da kommt ein Bus, und kurz nach dem ich eingestiegen bin beginnt es heftig an zu regnen.
Der Bus hält an der Rückseite des Bahnhofs, ich gehe die Treppe hinunter und wieder hoch, hole mein Gepäck und sprinte zum Zug, der im hintersten Winkel des Bahnhofs bereit steht.
Die schwedische Schaffnerin begrüßt mich mit einem fröhlichen „Hej!‟.

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