Ja, Nida ist ein ganz besonderer Ort. Es ist schwer, über diesen Ort zu schreiben ohne gleich ins Schwärmen zu geraten. Es fühlt sich an wie eine Insel, ist aber ein langer, dünner Streifen Land zwischen Meer und Süßwasserlagune. Die Lagune, das Haff ist breit genug, um das andere Ufer gerade mal zu erahnen und wenn man nach Süden schaut, gibt es sogar Wasser bis zum Horizont. Aber es ist kein Meer, es gibt kaum Wellen, und wenn die Sonne im Westen – also zwischen den Dünen – untergeht, leuchten das Wasser und der Himmel in Pastellfarben.
Schon gegen Anfang des letzten Jahrhunderts waren eine Gruppe von Künstlern von diesem Ort begeistert und wenn man ein paar Tage hier verbracht hat, versteht man ihre Gründe.
Damals war Nida ein winziges, bitterarmes Fischerdorf am Kurischen Haff, eingezwängt zwischen Wasser und Dünen – die wandernden Sandberge stellten eine ständige Bedrohung dar und hatten das Dorf schon mindestens einmal komplett unter sich begraben. Inzwischen sind die Dünen zum großen Teil aufgeforstet und damit quasi gezähmt. Es gibt schattige, duftende Kiefernwälder und zwei Kilometer weiter, an der Meer-Seite endlose Sandstrände, fast hundert Kilometer lang, davon knapp die Hälfte auf litauischem Gebiet. Die andere Hälfte ist strictly off limits, die Grenze zu Russland, gerade einmal vier Kilometer südlich von Nida, ist jetzt komplett geschlossen, die letzten zwei Kilometer stehen unter striktem Naturschutz und damit ist das Ganze doch so etwas wie eine Insel, denn woher auch immer man kommt, man muss übers Wasser.
Thomas Mann war hier, hat sich ein Sommerhaus bauen lassen und drei Sommer hier verbracht bevor er emigrieren musste. Die alte Künstlerkolonie existiert spätestens seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr, als Soldaten die Bilder in der Sauna verheizten.
Aber inzwischen haben sich wieder neue Künstler angesiedelt.
Der Zauber ist geblieben.