Saint Jean de Luz

Bei der Ankunft mit dem Regionalzug aus Bordeaux ist es warm, aber der Himmel ist bedeckt. Wir befinden uns am Atlantik, nicht am Mittelmeer!
Durch die engen Altstadtgassen geht es an der Markthalle vorbei zu der alten Kirche Saint-Jean Baptiste: Hier hat König Ludwig der Vierzehnte, der „Sonnenkönig“ seinerzeit geheiratet und gleich nebenan, in einem Haus an dem heute nach ihm benannten Platz, verbrachte er seine Flitterwochen. Hier gibt es einen Musikpavillon unter schattenspendenden Bäumen, sowie zahlreiche Café- und Restaurantterrassen und es sind nur ein paar Schritte bis zum Fischerhafen an der Mündung des Flüsschens Nivelle: der einzige natürliche Hafen zwischen Arcachon und der spanischen Grenze.
Eine Mole mit Leuchtturm trennt die Hafeneinfahrt vom breiten goldgelben Sandstrand, der sich von hier an in nördliche Richtung an der halbkreisförmigen Bucht entlangzieht. Hier herrscht fröhliches Strandleben, Kinder planschen im Wasser, dazwischen Sonnenanbeter jeden Alters, aufmerksam beobachtet von den Bademeistern auf ihren Hochstühlen.
Die breite, erhöht angelegte Uferpromenade bildet gleichzeitig die Hochwasserschutzmauer, welche die Altstadt vor den Gefahren des Ozeans schützt, nachdem vor mehreren hundert Jahren ein ganzes Stadtviertel in den Fluten versunken ist.
Nach Norden hin wird die Bucht von grünen Hügeln begrenzt, auf einer Landzunge befindet sich die kleine Barbara-Kapelle, von hier hat man einen herrlichen Blick über die Bucht mit dem Städtchen Ciboure und der Festung von Socoa auf der Südseite, über Saint Jean und die schroffen Gipfel der Pyrenäen im Hintergrund.

Der Baustil der Altstadthäuser mit rotbraunen Fachwerkbalken und breiten, eher flache, aber tief heruntergezogene Satteldächern erinnert ein wenig ans Alpenland. Wir befinden uns zwar im tiefen Süden, aber hier am Atlantik ist man Regen gewohnt.
Zurück in der Altstadt probieren wir die örtlichen Süßigkeiten: Maccarons (fluffiges Mandelgebäck, aber hier ohne Cremefüllung), Gateau Basque (Mürbeteigkuchen mit Marmeladenfüllung), Canellés (kleine Törtchen mit viel Eigelb und daher fast gummiartiger Konsistenz) und Dunes Blanches (Windbeutel).
Nach einem Abendessen an der Strandpromenade mit wunderschönem Blick über das Meer und einem Strandspaziergang bei Sonnenuntergang geht es dann nochmal in die Altstadt: Auf der Place Luis XVI tobt gerade ein Volksfest mit baskischer Musik. Als es dunkel genug ist, wird ein hölzerner Stier durch die Menge getragen, auf den Wunderkerzen und Feuerwerkskörper montiert sind. Der „Toro a Fuego“ ist so etwas wie die Parodie eines Stierkampfes, geht möglicherweise auf uralte keltische Traditionen zurück und wird hier seit Jahrzehnten Sommer regelmäßig im für die Touristen zelebriert. Zum Feuerwerk wird Konfetti geworfen und die Musik spielt noch lange weiter, erst als es vom Kirchturm her Mitternacht schlägt, wird es allmählich ruhig.

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