Im Hafen von Klaipeda - im Hintergrund die Kurische Nehrung

Von Vilnius über Klaipeda auf die Kurische Nehrung

Es hat geregnet in der Nacht, aber jetzt ist der Himmel wieder blau und draußen ist es sonnig und warm. Vor der Markthalle von Vilnius verkaufen ältere Frauen selbstgesammelte Blaubeeren und Pilze. Am Bahnhof steht der Zug nach Klaipeda schon bereit: ein moderner Dieseltriebwagen von der Art, wie sie bei uns im Nahverkehr verwendet werden, von innen aber durchaus bequem. Auch die erste Klasse ist gut besetzt.
Es gibt Kaffee und in Plastik verpackten Schokoladenkuchen und die Fahrt ist unspektakulär und bequem, vier Stunden Lang mit nur einem Zwischenhalt in Šiauliai.
Dann steigen wir in Klaipeda aus. Frische Luft, vielleicht ein bisschen kühler als in Vilnius, immerhin befinden wir uns in Meeresnähe, allerdings fehlt das an der Nordsee ubiquitäre Möwengeschrei.
Der Bahnhof ist – wie alle anderen bisher gesehenen Bahnhöfe in diesem Land – sauber und ordentlich, ein Empfangsgebäude aus roten Ziegeln mit charakteristischem Turm, drinnen Sitzbänke, Schließfächer, Fahrkartenschalter und Automaten, aber keine Läden oder Cafés, nur ein Kaffeeautomat und ein Informationsschalter. Die kostenpflichtigen Toilettenbenutzung kann man nur mit Karte bezahlen, wenn man einen gültigen Fahrschein hat, mit Fahrschein ist’s kostenlos.
Draußen auf dem Gehsteig steht eine Bronzefigur: eine Frau mit Kopftuch, in der einen Hand ein Köfferchen, an der anderen Hand hinter ihr ein Kind mit Teddybär unter dem Arm. Sie erinnert an die deutschstämmigen Bewohner dieser Region, die gegen Ende des zweiten Weltkriegs nach Westen fliehen mussten.
Etwa hundert Meter weiter liegt der Busbahnhof. Mit dem Stadtbus fahren wir ein paar Stationen in Richtung Innenstadt und steigen in der Nähe der Börsenbrücke am Ufer des Danė-Flusses (alter deutscher Name: Dange) aus.
Eine Promenade führt am Ufer entlang, durch einen Park, dann an Räucherfischbuden vorbei zum Fähranleger unweit der Mündung des Flusses ins Kurische Haff.
Die Fußgänger-Fähre geht jede halbe Stunde und Tickets gibt’s am Automaten (natürlich ausschließlich Kartenzahlung!). Mit uns wartet ein Brautpaar samt Festgesellschaft, die dürfen natürlich als Erste an Bord und werden vom Kapitän begrüßt und beglückwünscht.
Das Haff ist hier nicht breiter als ein Fluss und die Überfahrt dauert nur wenige Minuten. Auf der anderen Seite steht der Bus schon bereit und dann geht es eine Stunde lang durch Kiefernwälder und Dünenlandschaften.
Gegen 6 Uhr abends dann Ankunft in Nida: was erwartet uns hier? Der Ort lebt vom Tourismus, ist der mindestens zweitwichtigste Touristenort des Landes, international vielleicht sogar der Bekannteste. Handelt es sich also um eine Art baltischen Ballermann, eine nord-osteuropäische Kreuzung aus Sylt und St. Tropez? Nichts dergleichen! Trotz Hochsaison wirkt alles angenehm entspannt, die Unterkunft ist paradiesisch, die Preise nicht billig, aber zivil, der Blick von den Dünen über die Ostsee auf der Einen und das Haff auf der anderen Seite unbeschreiblich.
Endlich sind wir angekommen.

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