Auf der Schwäbischen Eisenbahne nach Schaffhausen und mit dem Rad nach Radolfzell: 8 x über die Grenze – Corona macht Pause

Es ist Sommer, die Sonne scheint, Corona ist noch nicht ganz vorbei, aber man kann wieder reisen. Vor allem aber darf man jetzt wieder Grenzen überqueren. Mein Projekt für heute: mit Zug und Rad über die Schweizer Grenze. Nicht nur einmal, sondern immer wieder: von Schaffhausen aus an Rhein und Bodensee entlang durch Enklaven und Gebietszipfel bis nach Radolfzell.
Los geht’s mit der Schwäbischen Südbahn von Stuttgart über Ulm und Biberach, also genau jener Schwäb’schen Eisenbahne, um die es in diesem Lied geht, auch über Meckenbeuren und Durlesbach, wobei in Letzterem Ort schon lange nicht mehr gehalten wird.
Im Gepäck habe ich jede Menge Mundschutz-Masken und meine Corona-Impfbescheinigung nicht nur auf dem Handy, sondern zusätzlich auch noch als Papier-Ausdruck, und das zur Sicherheit gleich zweimal. Und jetzt bin ich gespannt.
Bei strahlender Sonne steige ich mit Sonnenbrille und zusammengeklapptem Klapprad Fahrrad in den Zug. Die Rentner, die mit ihren Fahrrädern zusammen mit mir am Bahnsteig gewartet haben, müssen ins Fahrrad-Abteil, ich hingegen kann überall Platz nehmen, denke ich mir, aber das zusammengefaltete Rad ist sperriger als gedacht. Irgendwie geht‘s dann doch.
Die Türen piepsen, es geht los.
Am nächsten Halt steigt eine Schulklasse ein. Ist das nicht einfach herrlich normal? Eine komplette Schulklasse, die zunächst einmal als Schulklasse in der Schule zusammen gekommen ist und dann einen gemeinsamen Ausflug mit der Bahn macht? Vor ein paar Wochen noch undenkbar! So richtig physisch zusammen zu kommen, nicht bloß zu Hause hinter dem Computer zu hocken, mit dem Zug durch die herrliche Sommerlandschaft. Natürlich trägt Jeder hier im Zug brav seine Maske, nur einmal ermahnt die Schaffnerin jemanden, das Ding bitte auch über die Nase zu ziehen. Die Kinder sind aufgeregt, die begleitenden Lehrer auch.
Auf den Wiesen blühen Mohnblumen, der Himmel ist blau, alles ist sonnig, aufgeräumt, hell und heiter.
Hinter Ravensburg sieht man zum ersten Mal tief im Süden die immer noch schneebedeckten Alpengipfel durchblitzen, und in Friedrichshafen dann zum ersten Mal den Bodensee.
Hier hat der Zug zehn Minuten Aufenthalt, dann geht es weiter, ein Stück landeinwärts und kurz vor Überlingen direkt am Ufer entlang, auf der anderen Seite bewaldete Hügel.
Hinter Singen werde ich nervös. Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie werde ich nicht nur Deutschland, sondern gleich auch die EU verlassen. Ob man an der Grenze kontrollieren wird? Ausweis oder Impfpass?
Nichts dergleichen passiert. Die Grenze selbst ist kaum wahrnehmbar – man muss schon sehr genau hinschauen – und beim Aussteigen in Schaffhausen sind weder Barrieren noch Uniformträger zu sehen.

Das Münster von Schaffhausen

Die Stadt ist voller Menschen, Restaurants und Cafés in der Fußgängerzone sind voll besetzt, in der Straße trägt kaum jemand Maske, auch wenn hier und da noch Hinweisschilder stehen. Die Sonne scheint und alles wirkt herrlich – fast erfrischend – normal.
Ich gehe durch die Innenstadt hinunter an den Rhein und fahre die Uferpromenade entlang, zum Stadtrand und gleich dahinter fängt die deutsche Enklave Büsingen an. Langsam fahre ich – jetzt nicht mehr direkt am Rhein entlang – durch das Dorf, dann kommt eine Wiese mit Mohnblumen, dann ein Wäldchen und wo das zu Ende ist, erklärt mir ein Rentnerpaar auf dem Weg zum Wochenendgrundstück, dass ich wieder in der Schweiz bin.
Ein kleiner asphaltierter Weg führt durch Felder, Wiesen und Wald, am anderen Rheinufer sieht man Häuser hindurchblitzen. Nach ein paar Minuten bin ich wieder in Deutschland. Inmitten von Weinbergen liegt eine Art Schlösschen. Die Straße führt hinunter ans Rheinufer. Ich überquere den Fluss – und die Grenze – auf einer alten überdachten Holzbrücke und schaue mir das Fachwerkstädtchen Diessenhofen an. Ein Ausflugsschiff legt an und fährt weiter.
Zurück auf deutscher Seite finde ich einen kleinen Biergarten, eigentlich nur ein Kiosk mit ein paar Bänken im Garten. Pommes und Apfelschorle gibt’s zu deutschen Preisen.

Stein am Rhein – wo der Rhein den Bodensee verlässt

Weiter geht’s, jetzt wieder durch Wald, ein ganzes Stück lang ziemlich steil bergauf und irgendwo mitten im Wald überquere ich erneut die Grenze. Es geht bergab, aus dem Wald in freies Feld, dann durch das Dorf Hemishofen nach Stein am Rhein: ein wunderschönes Städtchen mit Fachwerkhäusern und einer Rheinbrücke. Ungefähr hier verbreitert sich der Fluss stromaufwärts und geht dann in den Bodensee über. Vom etwas oberhalb gelegenen Markplatz aus geht es wieder durch eine Wiesenlandschaft und da überquere ich dann zum achten – und für heute zum letzten Mal – die Grenze und bin zurück in Deutschland.
Auf meinem Handy ist eine SMS der Bundesregierung angekommen: man weist mich darauf hin, dass ich mich an die geltenden Corona-Regeln zu halten habe. Und wie sehen die aktuell aus?

Zum 8. und letzten Mal für heute über die Grenze


„Möglicherweise müssen wir jetzt wieder für 2 Wochen in Quarantäne!“, scherzen andere Spaziergänger. Noch vor wenigen Monaten war es ja wirklich so.
Weiter geht’s, bergauf, bergab, jetzt nicht mehr direkt am Ufer entlang, sondern immer rauf und runter, ich trete wacker in die Pedale und komme ordentlich ins Schwitzen. In einem Biergarten am Ufer mache ich nochmal Pause, dann geht’s relativ flach weiter bis Radolfzell. Im goldenen Abendsonnenschein geht’s dann wieder heimwärts.

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