Neulich drüber gestolpert auf dem Bahnhofsvorplatz einer Kleinstadt: Nein, das, was sich da in diesem Kiosk, nur ein bisschen größer als eine Telefonzelle, auf gefühlten zwei Quadratmetern Grundfläche, befindet, ist kein Fahrkartenautomat, sondern ein echtes Reisezentrum. Man betritt das Ding, drückt einen Knopf und kommuniziert mit einem echten Bahn-Mitarbeiter per Video-Chat. Bezahlen kann man in Bar oder mit Karte und die Tickets werden an Ort und Stelle ausgedruckt. Und aufgrund der Tür hat man mehr Privatsphäre bzw. Diskretion als in einer großen Bahnhofshalle. Ist das jetzt eine tolle innovative Idee oder der Anfang vom Ende?
Wenn man Tante Google befragt, stellt man fest, dass es diese Häuschen schon seit mehreren Jahren gibt, seit mindestens 2016 und dass inzwischen mehr als 100 Exemplare existieren – allerdings sind die ersten auch schon wieder abgebaut worden. Schön, wenn auf diese Weise auch auf kleinen Bahnhöfen eine persönliche Beratung möglich ist. Oder ist es in Wirklichkeit ein Vorwand, um die personal- und kostenintensiven Reisezentren nach und nach auch auf mittelgroßen Bahnhöfen weg zu rationalisieren?
Oft wünscht man sich auf Bahnhöfen und in Zügen mehr echte menschliche Präsenz: sei es, um älteren oder gesundheitlich eingeschränkten Menschen beim Ein- und umsteigen zu helfen, sei es um die eine oder andere Kleinigkeit schnell mit ein paar Handgriffen zu reparieren, sei es um „einfach nur da zu sein“, oder um das subjektive Gefühl von etwas mehr Sicherheit. Aber das ist teuer, kostet Geld und lässt sich in Zeiten von landesweitem Fachkräftemangels oft nur schwer bewerkstelligen…