Umsteigen und Bahnhofswechsel in Paris: eine Gebrauchsanleitung – 20 Tipps

Wer von Deutschland aus in den Süden oder Westen Frankreichs reisen will – oder über Frankreich weiter nach Spanien oder Italien – kommt oft nicht darum herum, in Paris umzusteigen und den Bahnhof zu wechseln. In Paris gibt es keinen Hauptbahnhof – sondern stattdessen 6 große Kopfbahnhöfe, von denen fächerartig die Linien in die verschiedenen Landesteile ausgehen. Die Kopfbahnhöfe liegen jeweils weit voneinander entfernt in unterschiedlichen Stadtteilen, für den Transfer von Bahnhof zu Bahnhof ist man auf die Metro, die Pariser U-Bahn angewiesen. Das ist nicht ganz einfach. Hier also die wichtigsten Tipps:

  • Welcher Bahnhof für welchen Zielort „zuständig“ ist, lässt sich in diesem Wikipedia-Artikel herausfinden. Wenn man sich z.B. auf bahn.de eine durchgehende Auskunft geben lässt, sind normalerweise Ankunfts- und Abfahrtsbahnhof angegeben.
  • Aus Deutschland kommend gibt es drei Hauptstrecken nach Paris: 1.) von Köln über Brüssel, 2.) von Frankfurt über Saarbrücken/Forbach und 3.) von Frankfurt, Stuttgart oder München über Strasbourg.
  • Wer von Köln über Brüssel fährt (mit dem Thalys), kommt am Gare du Nord an. Die anderen beiden Strecken über Saarbrücken oder Strasbourg (mit deutschem ICE oder französischem TGV) führen zum Gare de l‘ Est.
  • Der Eurostar nach London fährt ebenfalls vom Gare du Nord ab, allerdings von einem gesonderten Abfahrtsbereich.
  • Gare du Nord und Gare de l‘ Est liegen unmittelbar nebeneinander. Anstatt mit der Metro zu fahren kann man die Strecke auch gut zu Fuß bewältigen. Dafür sollte man aber mindestens 20 Minuten – reinen Fußweg – einplanen. Von Ankunft am Gare du Nord bis zur Abfahrt vom Gare de l‘ Est oder umgekehrt sollte man mindestens eine Dreiviertelstunde einrechnen. Bei Abfahrt mit dem Eurostar zusätzlich mindestens eine halbe Stunde Check-In-Zeit einberechnen!
  • Für alle anderen Bahnhofs-Transfers ist eine Fahrt mit der Metro notwendig (oder eine Taxifahrt). Eine gute Stunde ist die mindeste Zeit, die man veranschlagen sollte. Wenn man sich nicht auskennt, besser zwei Stunden einplanen. Eine Stunde zwischen Ankunft und Abfahrt ist unter Umständen sehr knapp kalkuliert, wenn man sich vorher noch ein Metro-Ticket besorgen muss (siehe unten).
  • Eigentlich selbstverständlich: am besten schon vorab herausfinden, welche Metro-Linie man benötigt. Hier findet sich der offizielle Plan (auch zum Download)
  • Eigentlich ein ebenso selbstverständlicher Tipp: alle großen Pariser Bahnhöfe sind Kopfbahnhöfe. Es empfiehlt sich also, schon während der Fahrt nach vorn in den ersten Wagon zu gehen, dann spart man sich nach dem Aussteigen ein gutes Stück Weg. Allerdings ist dieser Trick inzwischen längst allgemein bekannt und es kann passieren, dass im Zug schon lange vor Ankunft alle Leute aufstehen und sich auf dem Gang drängeln…
  • In manchen Zügen (z.B. Thalys von Köln oder in französischen TGV’s) werden im Speisewagen bzw. im Zugrestaurant Metro-Tickets verkauft. Dies ist aber nicht immer der Fall und inzwischen seltener geworden, wahrscheinlich wird dies in naher Zukunft nicht mehr möglich sein. Falls doch: unbedingt zuschlagen, das spart beim Umsteigen eine Menge Zeit!
  • Nach Ankunft am Gare du Nord oder am Gare de l‘ Est rasch aussteigen und zügig am Bahnsteig entlang in die Bahnhofshalle gehen, und zügig weiter ins Metro-Untergeschoss. Jetzt wird’s kompliziert.
  • Vor den Automaten und vor den Fahrkartenschaltern im Metro-Geschoss ist in der Regel mit langen Warteschlangen zu rechnen.
  • Früher gab es „einfache“ Einzeltickets mit Magnetstreifen, die man an den Automaten im Metro-Geschoss erwerben konnte. Diese Tickets hätten eigentlich schon 2020 abgeschafft worden sein sollen, sie existieren aber möglicherweise noch eine Weile weiter. Irgendwann aber werden sie abgeschafft werden.
  • Bereits jetzt werden Metro-Tickets überwiegend mit der „Carte Navigo“ verkauft, in naher Zukunft soll dieses System das mehr oder weniger einzig Mögliche sein. Man erwirbt zunächst für 2 EUR eine wieder-aufladbare Plastikkarte und lädt Diese dann mit einem entsprechenden Geldbetrag für eine oder mehrere Einzel-Fahrten oder auch für Tagespässe oder Monatskarten auf. Die „Carte Navigo“ erhält man entweder an den bemannten Fahrkartenschaltern im Metro-Geschoss – hier ist mit langen Warteschlangen zu rechnen – oder an speziellen Automaten, die sich z.B. im Zwischengeschoss befinden. Es handelt sich nicht um die „normalen“ Fahrkartenautomaten, sondern um besondere Automaten, da steht „Carte Navigo“ dran! Die Menüführung an diesen Automaten ist nicht einfach. Auch vor diesen Automaten ist mit Warteschlangen zu rechnen. Man kann die Carte Navigo auch an diesem Automaten gleich mit einer beliebigen Anzahl von Einzelfahrten „aufladen“. Wenn man auch beim Rückweg wieder über Paris fahren wird, empfiehlt es sich also, mindestens zwei Einzelfahrscheine darauf zu laden. Jede Person braucht eine eigene Carte Navigo
  • Wer schon eine Carte Navigo besitzt, kann Diese auch an den zahlreichen „normalen“ Automaten im Metro-Geschoss aufladen. Die Schlangen hier sind kürzer, es geht schneller. Am Schnellsten geht es an den Automaten, an denen nur bargeldlos bezahlt werden kann.
  • Hat man ein gültiges Metro-Ticket erworben, dann kann man sich auf den Weg zur Sperre machten. Vorsicht mit schwerem oder voluminösem Gepäck! Die Durchgänge an den Ticket-Sperren sind ziemlich eng. Es kann passieren, das die Sperre schon wieder „zuschnappt“, bevor man mit seinem Koffer hindurch ist. Dann unbedingt einen Mitarbeiter ausfindig machen und ansprechen! Ansonsten: es gibt auch breitere Durchgänge für Menschen mit sperrigem Gepäck.
  • Jetzt muss man sich von der Sperre aus auf den Weg zum Metro-Bahnsteig machen. Hier sind oft mehrere enge Treppen zu überwinden, Aufzüge oder Rolltreppen gibt es hier meist nicht. Manchmal (z.B. im Gare Montparnasse) sind zwischen Metro-Station und Bahnhof lange Strecken mit Fahrsteigen zu überwinden.
  • Am Metro-Bahnsteig gibt es oft gläserne Wände zur Bahnsteigkante mit Türen, die sich erst öffnen, wenn ein Zug eingefahren ist. Vorsicht, nicht versuchen, noch auf den letzten Drücker einzusteigen! Die Bahnen fahren sehr häufig und regelmäßig. Natürlich können die Bahnen sehr voll sein. Der Weg von der Metro zum Ziel-Bahnhof ist normalerweise einfacher, man braucht sein Ticket bzw. die Carte Navigo nicht nochmals irgendwo vorzuzeigen.
  • Hat man den richtigen Bahnhof erreicht, muss man noch den Bahnsteig finden. Die Bahnsteige werden in der Regel erst ca. 20 Minuten vor Abfahrt angezeigt. Wenn man in der Halle steht und wartet, ist man natürlich ein Ziel für Taschendiebe. Also Vorsicht!
  • Wichtig: in Frankreich muss man schon mindestens 2 Minuten vor der angegebenen Abfahrtszeit in den Zug eingestiegen sein! Diese 2 Minuten also auf jeden Fall mit einkalkulieren.
  • …und vor allem: nicht die Nerven verlieren, ruhig bleiben, und am besten so viel Zeit einplanen wie man entbehren kann. Gute Reise!
Carte Navigo Easy – die wiederaufladbare Karte für die Pariser Metro

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