Bahnhof Bordeaux Saint Jean: An der Stirnwand der imposanten Haupthalle befindet sich ein eindrucksvolles Wandgemälde, eine Landkarte von Südwest-Frankreich darstellend mit all den Bahnlinien, die von Bordeaux ausgehen. Nicht alle davon existieren heute noch. Die Hauptstrecke nach Süden, ins Baskenland und zur spanischen Grenze wird von schnellen, aus Paris kommenden TGV’s bedient und hin und wieder auch von einem Regionalexpress (TER). Letztere fahren erstaunlich selten, sind dafür erheblich billiger und nicht reservierungspflichtig.
Die Bedienung des Fahrkartenautomaten treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Warum man zwingend eine Telefonnummer angeben muss, will sich mir beim besten Willen nicht erschließen.
Der Regionalexpress fährt von einem Stumpfgleis am südlichen Ende des Bahnhofs, auf dem Weg dahin durchquert man mehrere Hallen mit Wartebereichen, Reisezentrum und Gastronomie.
Am Bahnsteig warten schon eine Menge Leute und als der Zug dann bereitgestellt wird, füllt er sich rasch. Mit wenigen Minuten Verspätung geht es los: bald hat man den Großraum der Stadt hinter sich gelassen, in rascher Fahrt geht es entlang der Hauptstrecke über weitgehend flaches Land, zunächst schnurgerade nach Südwesten, dann dort, wo die Linie nach Arcachon abzweigt in einem scharfen Knick nach Süden, auch jetzt wieder schnurgeradeaus durch endlose Kiefernwälder, hin und wieder unterbrochen von Sonnenblumen- oder Maisfeldern. Am Bahndamm blühen gelbe Nachtkerzen. Die Häuser in den wenigen Orten sind flach und weißgetüncht mit roten Ziegeldächern, hin und wieder sieht man auch ein Gebäude mit rotbraunem Fachwerk.
In Dax steht eine Gruppe von Soldaten am Bahnsteig. Die vier asiatisch aussehenden Wanderer mit Jakobsmuscheln an ihren Rucksäcken steigen in Bayonne aus, von hier aus werden sie vermutlich weiterfahren nach St. Jean Pied-de-Port in den Pyrenäen, wo der wichtigste Teil des Jakobsweges beginnt.
Nachdem wir den Adour überquert haben, wird die Landschaft abwechslungsreicher, hügelig, fast bergig mit Tunneln und – hinter Biarritz – zum ersten Mal den Blick auf den offenen Atlantik.
Ankunft in Saint Jean de Luz. Aussteigen. Der Himmel ist bedeckt, aber die Luft ist warm. Am Bahnhof vorbei führt eine verkehrsreiche Hauptstraße, aber gleich dahinter sind kleinstädtisch-gemütliche Gassen. Nur wenige Minuten Fußweg sind es bis zum Strand.