Mit der Schmalspurbahn durchs Baskenland: von Saint Jean de Luz über Hendaye nach Durango

Ganz entspannt geht es am Morgen los: zunächst nochmal ans Meer, dann durch die Altstadtgassen zum Bahnhof.
Die Menüführung am Fahrkartenautomaten ist furchtbar, um ein Ticket für die knapp fünfzehn Kilometer im Regionalexpress erwerben zu können, muss man zwingend eine Handy-Nummer hinterlegen und am liebsten auch eine Email-Adresse.
Die Bahnfahrt selbst ist dann unkompliziert, eine Viertelstunde durch das hügelige, grüne Hinterland und hin und wieder blitzt das Meer hindurch. In Hendaye ist Endstation, an einem Stumpfgleis außerhalb der riesengroßen, für diesen Ort eigentlich überdimensionierten Bahnhofshalle. Der Nachbarbahnsteig ist mit einem Zaun abgetrennt und wenn man genau hinschaut, kann man hier und dort auch noch Reste der ehemaligen Grenzabfertigungsanlagen erkennen, die spätestens seit dem Schengen-Abkommen überflüssig geworden sind. Ein Güterzug fährt in Richtung Spanien, aber Personenverkehr gibt es nur nach Frankreich. Früher endeten hier die Züge aus Spanien, die auf einem iberischen-Breitspurgleis bis hierherfahren konnten, während französische Züge auf einem Normalspurgleis bis ins benachbarte Irun auf der anderen Seite der Grenze fuhren. Mittlerweile allerdings scheint der grenzüberschreitende Personenverkehr komplett unterbrochen zu sein.
Zumindest auf der Hauptstrecke. Aber es gibt eine Alternative.


Die Städte des spanischen Baskenlandes sind durch den Euskotren miteinander verbunden, eine moderne elektrifizierte Schmalspurbahn, die wie eine Art S-Bahn funktioniert und von Hendaye aus bis nach Bilbao führt, mit mehreren Stichstrecken nach links und rechts.
Die Endstation des Euskotren befindet sich auf dem Bahnhofsvorplatz, ein kleiner, feiner, blitzsauberer Kopfbahnhof. Der Fahrkartenautomat ist auch hier furchtbar verwirrend und die Bedienung treibt einem den Schweiß auf die Stirn, aber letztendlich schaffe ich es, Tickets zu erstehen. Die Züge fahren im Halbstundentakt.
Das blauweiße Bähnchen überquert den Bidasoa-Fluss und hält dann mehrmals in Irun, allerdings nicht direkt am alten Breitspur-Hauptbahnhof. Wer – zum Beispiel – aus Bordeaux kommend in Richtung Madrid weiterreisen möchte, muss jetzt zweimal umsteigen, sein Gepäck zweimal von einem Bahnhof zum anderen schleppen und benötigt drei verschiedene Fahrkarten. Die allergrößte Mehrzahl der Reisenden dürfte da nur den Kopf schütteln und auf Auto, Flugzeug oder Fernbus umsteigen.


Hinter Irun geht es durch eine abwechslungsreich-hügelige, sehr grüne Landschaft, dem Verlauf eines Tales folgend,zunächst eine ganze Weile lang parallel zur Breitspur-Hauptstrecke, auf der aber nicht allzu viel Verkehr zu sein scheint.
Die Orte hier sehen ein wenig grauer und auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen weniger gepflegt aus als in Frankreich, man sieht mehrstöckige Wohnblocks aus Beton, aber hin und wieder immer noch Fachwerkhäuser und Gebäude mit tiefgezogenen Dächern, die von ihrem Baustil her auch in die Schweiz, nach Österreich oder ins bayerische Voralpenland passen könnten. Überhaupt erinnern diese grünen Berge und Täler mit ihren Tunneln und Viadukten deutlich ans Alpenland. Nur die Ortsnamen auf den Bahnhofsschildern in baskischer Sprache sind für unsere Zunge schier unaussprechliche Zungenbrecher.
Überhaupt ist Manches hier sehr verwirrend: Man hat gelernt, dass es sich bei Donostia und San Sebastian um ein und dieselbe Stadt handelt, dass aber der zugehörige Bahnhof „Amara“ heißt und auch nur unter dieser Bezeichnung im Fahrplan steht, ist hingegen echtes Insiderwissen.
Dort müssen wir umsteigen: ein Kopfbahnhof mit vier Gleisen, am Ende des Bahnsteigs eine Sperre und dann kämpfe ich erneut mit dem Fahrkartenautomaten, der zunächst auf baskische Sprache eingestellt ist. Erst mit Unterstützung einer hilfsbereiten Mitarbeiterin gelingt es mir, die Tickets nach Durango zu erwerben.
Ein Zug zur Weiterfahrt steht schon bereit und wenige Minuten später geht es los: aus der Stadt hinaus ins Landesinnere, durch Bergland dann wieder einem Fluss bis zu dessen Mündungstrichter an der Küste folgend, dann nochmal in einem großen Bogen durch die Berge ans Meer zurück. Dort, in einem Ort namens Zarautz ist Endstation: alles Aussteigen, aufgrund von Bauarbeiten geht’s mit dem Bus weiter. Der Schienenersatzverkehr erweist sich als Glücksfall: die Straße führt direkt am Meer entlang, unterhalb der spektakulären Steilküste.
Wenige Kilometer weiter, in Zumaia geht’s dann wieder mit dem Zug weiter, zunächst parallel zur Küste und dann landeinwärts durch ein enges Tal. Hinter den Städten Eibar und Ermua wird die Landschaft weiter, es geht auf eine Art Hochebene hinauf und dann in den unterirdischen blitzblanken funkelnagelneuen Bahnhof von Durango.
Hier steigen wir aus, gelangen über Rolltreppen ans Tageslicht und finden uns in einer verschlafenen Kleinstadt wieder, die gerade Mittagsiesta hält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert