Deutschlands schnellster Nahverkehr: Der Super-IRE von Wendlingen nach Ulm

Stuttgart Hauptbahnhof, seit Jahren Dauerbaustelle. Wer nach Ulm möchte, kann den ICE nehmen, der braucht über die brandneue Schnellfahrstrecke genau 47 Minuten. Nur zehn Minuten länger braucht man mit dem angeblich zur Zeit schnellsten Nahverkehrszug Deutschlands, dem IRE 200. Dazu muss man aber zunächst mit der S-Bahn oder dem ganz normalen Regionalzug über Plochingen nach Wendlingen am Neckar, einer Kleinstadt am Rand der schwäbischen Alb. Dort also umsteigen: der schicke Super-IRE steht am Nebengleis bereit.
Umlackierte ehemalige IC-Waggons, drinnen bequeme Großraumbestuhlung, Klimaanlage, Steckdosen an allen Sitzen – bloß Wlan gibt es nicht.
Der mäßig besetzte Zug fährt los und Sekunden später stecken wir in einem Tunnel, ein Tunnel nach dem Anderen, nur von kurzen Tageslicht-Pausen unterbrochen. Mit annähernder ICE-Geschwindigkeit geht es über die Neubaustrecke. Wenn es mal gerade nicht durch Tunnel geht, sieht man links parallell zur Strecke die Autobahn – die notorisch überlastete A8, darauf LKW’s im Stau – nein, es ist gar kein Stau, sie fahren nur hintereinander, Stoßstange an Stoßstange mit mäßiger Geschwindigkeit bergauf. Und dann Lärmschutzwände: warum gibt es eLärmschutzwände zwischen Bahnstrecke und Autobahn, aber nicht zwischen Autobahn und offener Landschaft? Ist die Autobahn weniger laut als die Bahnstrecke oder will man bloß den Autofahrern die Aussicht nicht versperren?
Dann kommt das legendäre Filstal-Viadukt, vielgepriesener Höhepunkt dieser Strecke: der Zug schießt aus einem Tunnel direkt aufs Viadukt, kurzer Blick über das Tal, dann wieder Tunnel.
Kurz dahinter der einzige Zwischenhalt: Bahnhof Merklingen auf der Schwäbischen Alb.
Am Nebengleis steht der Gegenzug. Ein brandneuer, moderner Bahnhof mit einer verglasten Brücke über die Gleise. Die Autobahn ist gleich nebenan, der nächstgelegene Ort hingegen ein ganzes Stück entfernt.
Von hier an sind es dann deutlich weniger Tunnel, ein guter Teil der Strecke führt tatsächlich durch Landschaft. Und dann kommt auch schon Ulm.
Siebenundfünfzig Minuten von Stuttgart. Der schnellste Regionalexpress über die alte Strecke braucht gerade mal fünf Minuten mehr. Aber, zugegebenermaßen, wenn Verspätungen im Spiel sind, kann es auch schonmal deutlich länger dauern…

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