Die wildromantische Felseninsel Gaztelugatxe ist eines der touristischen Highlights des Baskenlandes. Das unmittelbar vor der dramatischen Steilküste gelegene Eiland ist über eine Jahrhunderte alte Brücke mit dem Festland verbunden und von einer Kirche gekrönt und blickt auf eine lange Geschichte zurück, angefangen von den Tempelrittern im Mittelalter, über Piratenangriffe bis hin zur Kulisse für Fantasy-Filme und natürlich mittlerweile eine gefragte Instagram- und Selfie-Location.
Um Überfüllung zu vermeiden, wird der Zugang mittlerweile kontrolliert und Besucher müssen sich auf einer Webseite vorab anmelden, maximal 1500 sind pro Tag zugelassen, in der Hochsaison und an beliebten Wochenenden sollte man sich früh genug darum kümmern. Ist man erfolgreich, bekommt man eine Email. Darin steht – irgendwo im Kleingedruckten ganz hinten – man möge doch bitte, wenn möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Aber geht das denn überhaupt? Im Netz lässt sich nicht viel herausfinden.
Lassen wir es drauf ankommen!
Der Euskotren, jener S-Bahn-artige Schmalspurzug, fährt von Bilbao bis Bermeo, einem kleinen Städtchen an der Küste, etwa zehn Kilometer von Gaztelugatxe entfernt. Die Linie endet ganz verschämt in einem halb-unterirdisch versteckten Bahnhof hinter der Hafenpromenade. Nachdem man eine vielbefahrene Hauptstraße überquert hat, gelangt man zur zentralen Bushaltestelle am Rande eines kleinen Parks. Die Fahrplantafeln sind verwirrend, Busse kommen und gehen alle paar Minuten und durch hartnäckiges Herumfragen lässt sich herausfinden, dass es in der sommerlichen Hochsaison tagsüber tatsächlich fast jede Stunde ein Bus nach Gaztelugatxe geht. An Wochenenden und abends mag die Frequenz seltener sein und im Winter soll man wohl auf einen sogenannten „Taxi-Bus“ ausweichen müssen, aber jetzt klappt’s super.
Der Bus dieselt los, erst eine Weile durch die Stadt, steil bergan, dann durch waldiges Gebiet an der Küste entlang.
An einem großen Touristenparkplatz steigen wir aus und begeben uns zu einem gemütlichen Gasthaus oberhalb der Steilküste. Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen Panoramablick über das Meer – die Felseninsel Gaztelugatxe hingegen versteckt sich zwischen den Bäumen, nur wenn man an der richtigen Stelle den Kopf ein wenig verrenkt, kann man sie so gerade noch sehen.
Bei Kaffee, Tapas und Bier lassen wir es uns gut gehen. Am anfangs noch blauen Himmel ziehen Wolken auf, der Wind frischt aus und aus der Ferne ist dumpfes Donnergrollen zu hören – ob da ein Gewitter im Anmarsch ist?
Dummerweise dürfen wir uns noch nicht auf den Weg zur Insel machen, sondern müssen noch warten: In dem elektronischen Eintrittsticket ist ein genaues Zeitfenster angegeben – man darf sich weder zu früh noch zu spät am Eingangs-Checkpoint blicken lassen. Mit Hinweis auf das dräuende Gewitter lässt man uns dann aber doch netterweise eine gute halbe Stunde früher durch.
Ein steiler Pfad mit Treppenstufen führt in Serpentinen bergab – zunächst durch waldiges Gelände, dann zu einem Aussichtspunkt, von dem man die Insel Gaztelugatxe zum ersten Mal in voller Pracht bewundern kann: auf ihrem höchsten Punkt die Kirche mit dem roten Ziegeldach und daneben ein Fahnenmast mit der baskischen Flagge daran.
Weiter geht es hinunter ans Meer. Es ist warm, fast schwülwarm und inzwischen ziemlich bewölkt, aber noch regnet es nicht. Unten angekommen führt der Weg über die uralte Brücke auf die baumlose Felseninsel und dann wieder steil bergauf bis zu der Kirche mit einer kleinen Terrasse davor und einem Unterstand.
Donner grollen in der Ferne und Blitze zucken weit weg über dem Festland… Windböen und der eine oder andere Regentropfen… Blick über das Meer und die Felsenküste… eine ganz eigenartige Stimmung, ein wunderbarer Ort.
Leute kommen, machen Fotos und gehen. Leider ist die Kirche verschlossen, man kann nur durch ein kleines Fenster hineinschauen.
Das Gewitter zieht vorbei. Wir gehen wieder hinunter, über die Brücke zurück aufs Festland und hinauf zu dem wunderbaren Gasthaus. Jetzt ist der Himmel wieder blau und bei Bier, Kartoffeltortilla und Oliven kann man sich prächtig erholen, bevor es dann mit Bus und Bahn wieder zurück geht…